Ausnahmsweise wird dieser
Post (trotz unzahlreichen Fehlern) auf Deutsch geschrieben. Für diejenige, die
kein Deutsch können, werde ich mit der Zeit eine Übersetzung (eine verbesserte
Version des originellen Textes, natürlich) auch bieten.
Aber, zuallererst…
warum auf Deutsch? Da ich nach Deutschland gefahren bin, um Deutsch zu lernen?
Ja, teilweise. Da es mir todlangweilig ist, seit alle meine Freunde bereits
nach ihren Heimatländer zurückgefahren sind? Auch teilweise.
Die Wahrheit ist,
dass dieser Post nicht an meine üblichen “Leser” (falls ich sie tatsächlich
habe) adressiert ist, sondern an sie: an alle die Menschen, die nicht mehr hier
sind, und welche mein ganzes Leben auf eine Art und Weise, die ich mir am
Anfang nicht vorgestellt haben könnte, verändert haben. Die Sprache dieses Postes
wird Deutsch sein, weil diese die Sprache ist, die es ermöglicht hat, dass wir
uns kennengelernt und das letzte
Semester zusammen verbracht haben. Und (vor allem) Deutsch gibt mir die
Möglichkeit, unglaublich sentimental zu werden, ohne es kaum zu bemerken,
folglich ohne mich zu schämen, und ich lieeeebe, sentimental zu werden.
…
Ich möchte lügen
und sagen, dass ich in Februar voller Freude war, indem ich dachte, was für
eine tolle Zeit ich vor mir hatte. Das stimmt aber nicht. Wie viele andere,
nehme ich an, hatte ich Angst: Angst vor dem Unbekannten; Angst davor,
niemanden hier zu finden, mit dem ich selbst sein könnte; Angst davor, zu
anspruchsvoll zu sein; Angst davor, Fehler zu haben. Aber das Leben ist voller
Überraschungen, wie man schon weiß.
Ich könnte eine
Zusammenfassung des letzten Semesters machen. Ich könnte über das Chaos erster
Tage reden: wo liegt mein Wohnheim? Schlierbach? Wo in aller Welt liegt
Schlierbach? Immatrikulation? Stadtanmeldung? Deutsches Bankkonto? Braucht man
einen Termin im Voraus dafür? Ich kann fast kein Deutsch! Darf ich mich schon
eine Kugel durch den Kopf jagen?
Oder ich könnte auch über die unzahlreiche Momente, die wir alle zusammen erlebt haben: Reisen (Speyer —wo fast alles anfing—, Worms, Rothenburg ob der Tauber, Schwäbische Alb, Schwarzwald, die Niederlanden…), ganze Nachmittage in der Mensa verbracht (Weltmeisterschafts Schuld, ja, ja), Abendessen (mehrere)… Tja, keine Zusammenfassung, ich bin schon typisch genug. Ne, ne. Was ich sagen wollte, ist alles, was ich in dieser Zeit gelernt habe (ich habe doch!); alles, was mir beigebracht wurde; alles, was ihr (und ihr wisst ganz genau, wer ihr seid) mir gegeben habt.
In Heidelberg habe
ich gelernt, dass ein leeres Zimmer zu einem gemütlichen Haus, zu deinem
eigenen, schönen Haus werden kann, indem man ein Bett, vier Kleidungstücke und
ein paar Tafel Schokolade hat; dass das zweite Frühstück, das beste ist —vor
allem, wenn man es kostenlos bekommt und voller Leckereien ist (Mensch, wie ich
diese Zimtschnecken vermisse…)—; dass ein Kaffee nur eine Ausrede ist, um sich
wieder zu treffen, obwohl wir uns vor drei Stunden im Kurs gesehen hätten; dass
ich kein Bier gern trinken kann, ganz egal wie viele ich probiere; dass ich
keine Party leiden kann (sorry!); dass wir Spanier wie die Pest
sind —dicht gefolgt von Italiener—; dass man hier nicht weiß, was die Sonne
ist; dass selbstgemachtes Essen viel besser schmeckt, wenn es den anderen auch
gefällt (und dich nach dem Rezept fragen! Tortilla und Paella machen weltweit glücklich);
dass sogar Fußball eine großartige Ausrede ist, um sich zu treffen, zu schreien,
anzufeuern und sich mit den anderen bloß wohl zu
fühlen; dass es keine bestimmte Uhrzeiten gibt, wenn man mit Freunden ist (und
wenn man mit einem fast zusammen wohnt…); dass die Deutschen viel besser
Spanisch sprechen können als die Spanier selbst; dass die Italiener jeden Tag
Pasta essen können… und gern!; dass ich in drei Leben hintereinander nicht
genügend Zeit hätte, um alle die Sprache zu lernen, die ich will; dass die
Brezeln ein vom Himmel hineingefallene Geschenk sind; dass die Deutschen nicht
immer pünktlich sind; dass Deutsche Bahn niemals pünktlich ist; dass wir in
Spanien dringend eine Mensa wie diese brauchen; dass das alveolar trill aussprechen
zu können etwas ist, wofür wir dankbar sein sollten; dass es immer jemanden
geben wird, um einen Kaffee zusammen mit den Kummer zu teilen; dass die BarNordeuropäer
kälter sind… aber nur von außen (obwohl man die innere Seite nicht leicht erreichen
kann…).
Aber auch…
dass man in ein paar Monate eine dauerhafte
Freundschaft schließen kann, und sogar in ein Paar Tage; dass sechs Monate wie
ein ganzes Leben aussehen können, indem man mit geliebten Menschen ist; dass vier
Personen zu deiner einzigen Familie werden können; dass sie die Welt für dich
bedeuten können; dass, wenn du es am wenigsten für möglich halst, verfällst
darauf, dass sie schon ein unersetzbarer Teil deines Lebens sind.
Hier in Heidelberg wurde mein kleines Herz
in vier geteilt und, obwohl jedes kleines Stück jetzt irgendwo auf der Welt
liegt (und zwar in Spanien, die Niederlanden und Italien), sind sie in guten
Händen.
Danke an alle, die mich bisher gelesen
haben.
Danke euch,
denn ihr habt mich gelitten, aber trotzdem geliebt.
Danke, denn, wie viele andere hinter mir,
ich habe mein Herz in Heidelberg verloren.
Auf Wiedersehen.